Digitales Bücherregal mit einer Auswahl von Kinder- und Jugendbüchern von 1950 bis heute

Krümel liebt Bücher

Ein Blog zur Kinder- und Jugendliteratur



Cover von "Himmelwärts" von Karen Köhler

Sternefunkelnde Komplettvermissung

„Himmelwärts” von Karen Köhler ist eine literarische Perle, der durch die Illustrationen von Bea Davies ein ganz besonderer Glanz verliehen wird. Autorin und Illustratorin verbinden gekonnt Schweres mit Leichtem, Irdisches mit Kosmischem, Alltägliches mit Ungewöhnlichem – und das alles begrenzt auf einen Handlungsrahmen, der nur wenige Stunden umfasst und fast ausschließlich im häuslichen Garten spielt.

Toni und ihre Freundin YumYum sind auf Geheimmission. Nur deshalb haben sie sich diese sternenklare Nacht zum Zelten ausgesucht. Ihr Plan: Sie wollen Funkkontakt zu Tonis verstorbener Mutter herstellen. Dafür haben sie ein kosmisches Funkgerät gebastelt und jede Menge Süßigkeiten gehortet.

Aus diesem ungewöhnlichen Setting zaubern Karen Köhler und Bea Davies ein beeindruckendes und atmosphärisch dichtes Kinderbuch. Mein Geheimtipp für den Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis 2025!

Inhaltsverzeichnis

Worum geht es?

Toni, genannt Toni-Peperoni oder auch Totoroni, will mit ihrer Freundin YumYum in einem Phantom 3000 übernachten, so’nem Wobbeldings von Zelt, das Mama immer superschnell aufbauen konnte. Nur Papa, der checkt’s nicht so richtig und flucht im Wobbelbauch gewaltig.

Schneckenmäßig langsam vergeht die Zeit, denn Toni waaartet (im Text mit etlichen A’s bildgetreu zu einer Schnecke gedreht) auf ihre Freundin YumYum. Endlich ist sie da! Tonis Nahmensch, ihre Lachenmacherin, ihre Pommesfreundin! Endlich kann die „Mission Kontaktaufnahme Mama” beginnen! Aber vorher müssen noch all die Süßigkeiten und Radioteile nach draußen geschmuggelt werden, die die beiden in den letzten Wochen gut versteckt haben, denn Papa soll nichts davon wissen.

Zeit wird wieder zum Gepard. Boden wird zu Lava. Ich kreische mit, YumYum springt auf, ich hinterher, wir rennen durch den Garten …

S. 44

Irgendwann fallen die beiden erschöpft zu Boden und betrachten den hellen Sternenhimmel.

Ich lasse (…) den Nachthimmel in mich sinken, da überrollt mich eine Vermissungswelle, und ich weiß nicht, wie ich sie surfen soll. Mein innerer Elefantenrüssel schlenkert ganz ungelenk vor sich hin. Meine Ohne-Mama-Muskeln strengen sich richtig an, aber: Da ist ein Loch in der Welt, das genau Mamas Konturen hat.

S. 45

Tonis Mama ist vor Kurzem gestorben. An Hautkrebs. Ging ganz schnell.

Aber jetzt – ausgerechnet in dem Moment, als Toni Mama um ein Zeichen bittet, geschieht Unglaubliches: Eine Sternschnuppe wuscht über den Himmel, eine gigantische, ein grünblau glühender Klumpen mit spektakulärstem Schweif, doppelseitig illustriert von Bea Davies. Wie genial ist das denn!

Jetzt schnell noch das kosmische Radio zusammenbasteln. Die Bauanleitung dafür haben die beiden Mädchen auf einer Technikseite, die mit der NASA zusammenarbeitet, entdeckt. Genau genommen hat YumYum sie gefunden, denn sie ist Technikfreak, Weltraumexpertin und Unruhe in einer Person. Und weil in den Videos alles ganz genau erklärt wird und sie in der Schule schon Ähnliches gebaut haben, sind die feinen Sachen bereits angelötet und angeschraubt. Fehlen nur noch die großen Teile. Rasch zusammengesetzt. Dann die Antenne, ein altes Regenschirmskelett, oben drauf. Fertig.

Es geht los!

Eigentlich glaube ich nicht dran, dass es (das kosmische Radio, d. Verf.) funktionieren könnte, leider. Wenn ich ehrlich bin, habe ich sogar Angst davor, dass es nicht funktioniert. Weil ich doch eine schlechte Verliererin bin. Seit Wochen reden wir von nichts anderem, und jetzt ist der Moment da. Solange wir es nicht probieren, besteht die Möglichkeit, dass es klappen könnte. Wenn wir es probieren und es nicht funktioniert, dann ist auch diese Möglichkeit gestorben. Genau wie Mama. Verstehst du? Hoffnung ist ein schöner Trost.

S. 64

Zunächst empfangen Toni und YumYum nur Krchk-Geräusche. Sie schalten von dieser auf jene Frequenz und Toni fragt ein ums andere Mal: „Mama, kannst du mich hören?”

Und dann … Waswaswas?

Zanna „Owerandout”, eine Astronautin der ISS, funkt zurück. Kann man das glauben?
Es gibt einen kurzen Wortwechsel, dann ist Zanna verschwunden. Sie ist außerhalb des Funkbereichs, schließlich fliegt sie mit 28000 Kilometern pro Stunde über sie hinweg. Aber sie hat versprochen, in 80 Minuten wieder da zu sein.

Und sie kommt tatsächlich zurück! Neun bis zehn Minuten können die drei miteinander sprechen, bevor die Verbindung erneut abreißen wird. So wenig Zeit und so viele Fragen. Zanna erklärt alles. Wie sich die Schwerelosigkeit anfühlt. Wie das Leben auf der ISS ist. Wie sie Astronautin wurde.

Aber Toni wird immer wieder an ihre Mama erinnert – und irgendwann ist da diese riesengroße Vermissung, die alle still werden lässt, bis Toni beginnt, Zanna von Mama zu erzählen. Als sie nicht mehr weiterkann, übernimmt YumYum, die „so liebevoll von meiner Mutter (erzählt), dass ich fast eifersüchtig werde” (S. 114).
Doch Toni begreift, dass auch YumYum eine Freundin verloren hat. Und der Eispanzer, der sich seit dem Tod ihrer Mutter um Tonis Herz gelegt hat, beginnt ein wenig zu schmelzen.

Noch einmal müssen die beiden 80 Minuten warten, bis Zanna sich erneut meldet – mit vielen Grüßen vom Polarkreis und dem Himalaya. Dann reden sie wieder: übers Weltall, über Galaxien, über außerirdisches Leben. Die Zeit mit Zanna ist viel zu schnell vorbei. Und beim endgültigen Abschied wird Toni unendlich traurig, denn im Moment hat sie es nicht so mit Abschieden.

Doch das Radio hat funktioniert! Und die Nacht ist ebenso wie dieses Buch noch nicht zu Ende …

Das Besondere an diesem Roman

Über dieses Buch gibt es so viel zu erzählen, dass mir ganz schwindelig wird von diesem: Wo anfangen? Wo aufhören? „Himmelwärts” ist eines dieser ganz besonderen Bücher, die du hundertmal lesen kannst und bei denen du auch beim hundertsten Mal Neues entdecken wirst. Dabei ist es so leicht und flüssig geschrieben, dass du schwerelos von Seite zu Seite gleitest.

Vom Theaterstück zum Text

Hervorgegangen ist dieses Buch aus einem Theaterstück. Karen Köhler sagt dazu auf der Homepage des Hanser-Verlags:

„Himmelwärts” war zuerst (…) ein Auftragswerk für das Junge Theater Ingolstadt. Das Theater kam auf mich zu, ob ich mir vorstellen könnte, ein Stück zum Thema Kosmos für sie zu schreiben. Ich so: Kosmos? Ja! Hier! Sofort! Es war gerade Pandemiebeginn und ich hatte bei ausgefallener Lesereise viel Zeit zum Nachdenken. Beim Recherchieren bin ich auf ein Programm der NASA gestoßen, das Mädchen beibringt, selbst ein Radio zu bauen und damit zur ISS zu funken. Damit hatte ich das Grundsetting gefunden. Dazu webte ich eine tiefere Ebene: Dass es um Trauer geht, dass Toni ihre kürzlich verstorbene Mutter erreichen will, von der alle behaupten, sie sei jetzt im Himmel.

5 Fragen an … Karen Köhler. Karen Köhler über ihr erstes Kinderbuch „Himmelwärts”, abgerufen auf: https://www.hanser-literaturverlage.de/beitrag/5-fragen-an-karen-koehler-b-168, Zugriff: 25.6.2024, 15:58 Uhr.

Später hat eine Mitarbeiterin der Verlagsgruppe Oetinger, bei der Karen Köhlers Theatertexte erscheinen, das Theaterskript gelesen und die Autorin gefragt, ob sie daraus nicht ein Kinderbuch machen wollten. Karen Köhler wollte. Allerdings musste sie fairerweise zuerst den Hanser-Verlag fragen, der ihre Bücher im Erwachsenenbereich verlegt. (Ihr kennt vermutlich den Roman „Miroloi” (2019) und den Kurzgeschichten-Erzählband „Wir haben Raketen geangelt” (2014).) Und der Hanser-Verlag wollte auch!

Was für ein Glück für die Autorin! Denn bei Hanser ist auch das Kinderbuch „Brummps. Sie nannten ihn Ameise” von der Autorin Dita Zipfel (2022) erschienen, in deren Illustrationen Karen Köhler, die selbst ja auch zeichnet (https://www.karenina-illustration.de), sofort „schockverliebt” war. Und Köhlers Glückssträhne riss nicht ab, denn nicht nur der Verlag hielt ihren Illustrationswunsch für eine ausgezeichnete Wahl, auch Bea Davies selbst hatte Zeit und Lust, „Himmelwärts” zu illustrieren.

Davon und von vielem mehr haben Karen Köhler und Bea Davies auf der Veranstaltung „Kinder- und Jugendliteratur im Dialog”, einer Kooperation vom Institut für Germanistik der Uni Hamburg, dem Kinderbuchhaus in Altona und der AJuM (Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien) der GEW, am 16. Mai 2024 erzählt, bei der ich und viele andere die beiden live erleben durften.

Seine Entstehungsgeschichte ist „Himmelwärts” anzumerken, denn selten wird im Kinderbuch so dialogisch, langsam und in einem zeitlich und örtlich so stark begrenzten Handlungsrahmen erzählt. Die dadurch erzeugte, vergleichsweise handlungsarme Erzählweise, die vor allem durch die Abwesenheit von „action” geprägt ist, kann für Kinder anstrengend sein. Wer aber die Auseinandersetzung mit Sprache und mit Fragen nach unserer Existenz liebt, wird mit Lebendigkeit und Bilderreichtum belohnt. Der Text lebt von seinen neugierigen und selbstbestimmten Figuren und einer beeindruckenden Intensität, die sich im Erleben von Freundschaft, Freude, Trost und Trauer sowie in der Faszination für unser Universum ausdrückt.

Vom Leichten und Schweren

Leichtigkeit findest du in diesem Buch an vielen Stellen, zum Beispiel in der Schwerelosigkeit, in der die Astronautin Zanna schwebt. Zanna spricht aus dem All zu den Kindern, wo Toni ihre Mutter verortet. Dadurch wird sie zu einer ganz besonderen Figur, die durchaus mütterliche Züge hat. Sie teilt YumYums Begeisterung für Astronomie und Technik, schweigt mit den beiden, wenn es keine Worte gibt, und tröstet, wenn Toni glaubt, sie könnte schuld an Mamas Tod sein:

Toni, es gibt so viele Gründe, warum ein Mensch krank werden kann. Das kann mit Veranlagung und Genen zu tun haben. Mit Umwelteinflüssen. (…) Du hast keine Schuld, niemand hat das.

S. 143

Bei aller Trauer ist Toni ein aufgeschlossenes, selbstbewusstes und lebensfrohes Kind, das sagt, was es denkt. Ihre Freundin YumYum ist ihr Anker, ihre „Ich-fang-dich-wenn-du-fällst-Freundin” (S. 12). Und insofern ist diese Geschichte auch eine Beste-Freundinnen-Geschichte über zwei Mädchen, die herumalbern und gemeinsam verrückte Sachen machen.

Gefeiert wird diese Nacht mit Süßigkeiten, nicht nur mit ein oder zwei Tüten Naschzeug, sondern mit ganzen Bergen davon: Lakritzschnecken, Sauren Pommes, Ufos, mehreren Sorten von Chips, Weißen Mäuse, Nudelsuppenpäckchen, Vampiren, Gummibärchen, Erdnussflips, Popcorn, Schokoriegeln und noch vielem mehr. Dieser Eskapismus ist Unbeschwertheit und Trost zugleich, aber auch eine Trotzreaktion Tonis auf den Tod ihrer Mutter, denn Mama hat immer ganz viel Gemüse gekocht – aber genützt hat es nichts. „Einen Scheiß ist sie gesund geblieben.” (S. 95)

Wenn Toni von ihrem Snack-Magen erzählt, der wie Hermine Grangers Handtasche ist, außen klein und innen unermesslich groß, schwingen popkulturelle Anspielungen mit, die auch dann anklingen, wenn Toni zum „Snack-Yedi” wird, YumYum beim Zähneputzen ihr „Hakuna-Matata-Gesicht” macht oder Autorin und Illustratorin Bezüge zum japanischen Anime-Film „Mein Nachbar Totoro” (1988) herstellen – einer von Karen Köhlers Lieblingsfilmen, wie sie bei oben genannter Veranstaltung verraten hat.

Die riesengroße Vermissung, die Toni empfindet, ähnelt sehr den Gefühlen von Saki und ihrer Schwester Mei aus dem Totoro-Film, die befürchten, dass ihre sehr kranke Mutter nicht mehr nach Hause kommen könnte. In ihrem Notizbuch erinnert sich Toni, wie sie den Film ein letztes Mal mit Mama geguckt hat und an der Stelle weinen musste,

… an der Saki denkt, dass ihre Mutter stirbt. Wie Mama meinen Kopf geküsst hat und gesagt hat: Sie schafft es, Toni, sie schafft es. Und ich gesagt hab: Ich weiß. Du auch, du auch, Mama, und sie dann geweint hat. Ganz still, nur Tränentropfenstraßen, kein Geräusch dazu und keine Bewegung, damit ich es nicht merke.

S. 154

Welche Bedeutung der Film für Toni (und die Autorin) hat, zeigt sich auch in Tonis Spitznamen Totoroni oder in Tonis Wunschbild, ihre Mutter möge gemeinsam mit Totoro oben am Himmel herumfliegen. (Für alle, die den Film nicht kennen: Totoro ist ein übernatürliches, liebevolles Wesen, das mit seinem runden Bauch und den spitzen Ohren entfernt an die Mumins erinnert.)

Von Gehirnknoten und Freudenwobbeln

Karen Köhler liebt das Spiel mit Worten. Wörter wie Gehirnschluckauf, Denkmuskelkater, Monsteraufgeregtheitshummeln oder Quatschnebel werden Kinder begeistern.
Auch die Vorstellung der Protagonistinnen mittels eines Eintrags aus einem Freundschaftsbuch ist auf der Augenhöhe von Kindern, zumal sich die Lesenden selbst auf einer nicht ausgefüllten Seite vorstellen dürfen. „Ja, los, schreib rein ins Buch!” (S. 15).

Wie beim Countdown während des Starts eines Raumschiffs erfolgt die Kapitelzählung rückwärts von 10 bis 0, immer wieder unterbrochen von Tonis Einträgen in ihr Notizbuch.
Toni muss nämlich alles aufschreiben, was sie an Mama erinnert, denn sie hat große Angst, etwas Wichtiges von ihr zu vergessen. Deshalb hat sie auch ein Mama-Erinnerungs-Regal in ihrem Zimmer, auf dem Sachen wie Mamas Nagellack oder ihre versteinerte Seeigel-Sammlung stehen.
Nach Tonis Notizbuch-Einträgen geht es dann im jeweiligen Kapitel weiter, was hinter der Kaptitelnummer nur lakonisch mit: „(immer noch)”, wahlweise auch mal mit „(immer, immer, immer noch)” oder auch „(Jupp, immer noch)” kommentiert wird.

Vom Text zur Illustration

Diesen feinsinnigen Humor teilen Autorin und Illustratorin. Wenn Papa zum Essen Wein trinkt und einen auf Ess-Schildkröte macht, weil er so verdammt langsam isst, dann zeichnet Bea Davies kurzerhand eine Kapitel-Vignette mit einer Schildkröte im Weinglas (S. 19).

Bea Davies Illustrationen ergänzen den Text, erzählen ihn weiter und geben ihm einen ganz eigenen Anstrich. Gleich zu Beginn vergleicht Karen Köhler die Zeit mit einer Lakritzschnecke, auf der Erlebnisperlen aufgefädelt werden. Bea Davies illustriert dieses Lakritzschnecken-Bild mit locker geschwungenen blauen Bögen, die den Satzspiegel sprengen und über den Seitenrand hinauszureichen scheinen. Dicke rote Farbkleckse symbolisieren Erlebnisperlen neben und auf den Lakritzschnüren.

Auffallend ist, dass der Text statt in dem üblichen Schwarz in dunklem Blau gedruckt ist und alle Illustrationen aus drei Sonderfarben bestehen. Durch diese gelungene Farbwahl wird eine wunderbare Stimmung erzeugt. Nicht nur der Sternenhimmel leuchtet, auch Haus und Zelt werden durch rote Farbe strahlend in Szene gesetzt.

Tonis Notizbuch-Einträge stehen auf grünblauen Seiten. Dadurch sind sie optisch als Unterbrechungen des auf weißem Hintergrund gedruckten Fließtextes markiert. Wie sehr all die Details aufeinander abgestimmt sind, zeigt sich auch an dieser Stelle, denn das Grünblau dieser Seiten findet sich – wenn auch dunkler – bei der Sternschnuppe wieder, die als Mama-Zeichen über den Sternenhimmel wuscht.
Insgesamt hat Bea Davies Tonis Notizbuch-Seiten zurückhaltend gestaltet. Durch Auslassungen finden weiße Sterne, Masken, Peperoni und anderes ihren Weg aufs Papier, was nicht nur sehr ästhetisch wirkt, sondern auch das Fehlen all dieser Dinge in Tonis Alltag illustriert.

Wenn die Illustratorin am Ende einen Totoro an den Sternenhimmel zeichnet und eine Sternschnuppe zum Leuchten bringt, die direkt aus dem Mama-Herzen kommt, dann sind das versöhnliche Zeichen.

Und so tröstet am Ende nicht nur das „Show me your superpower!”, das Tonis Mama ihr während des „Vor-der-Schule-Zaubers” mit auf den Weg gegeben hat. Denn Kotzbrocken sind nicht nur die doofen Jungs an der Schule, die Toni immer geärgert haben, sondern auch der Tod, dieser „egoistische Scheißkerl”.

Den wahren Halt aber findet Toni auf der Erde. Karen Köhler hat einen berührenden Schluss geschrieben und damit ihre Geschichte gekonnt in der Realität verankert.

Auszeichnungen und Preise

  • Luchs, Februar 2024, „Die Zeit” und Radio Bremen
  • Die Besten 7, März 2024, Deutschlandfunk
  • Hoffnungs-Buch-Tipp, April 2024, Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur

Für wen empfehle ich dieses Buch?

Wer das Besondere sucht, dem wird in dem Kinderbuch „Himmelwärts” das Besondere geboten. Karen Köhler und Bea Davies wenden sich in Text und Bild bewusst gegen den überall käuflichen Mainstream.
Die Handlung ist geprägt von wunderbaren Formulierungen, witzigen Sprachspielen und temporeichen Dialogen. Deshalb sollten Kinder ab 10 Jahren, die dieses Buch lesen wollen, Lust auf Sprache und eine dialogorientierte Freundinnengeschichte haben.
Wer selbst gern Fragen stellt und wissen will, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen, wird seine Freude an diesem Kunstwerk haben. Für alle, die selbst einen Verlust zu verarbeiten haben, ist „Himmelwärts” allerdings weniger geeignet, denn Tonis Trauer wird an vielen Stellen so unmittelbar geschildert, dass ihre Gefühle die Lesenden direkt ins Herz treffen.

(Heinke Ubben, 27.6.2024)

Rezensiert wurde:
Himmelwärts
Karen Köhler
Illustration: Bea Davies
Hanser: München 2024
ISBN: 978-3-446-27922-3

Diesen Beitrag teilen bei …

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert