[Rezension]
Keine Neuerscheinung hat mich im Jahr 2024 so berührt wie „Klimaangst und Wandelmut”. Denkt Ihr angesichts der Klimakrise auch so oft: Was kann ich tun? Fühlt Ihr Euch auch manchmal ohnmächtig, wütend und habt Angst? Lena Hällmayer, Illustratorin und Kunstpädagogin, hat diese Gefühle zu Papier gebracht und ihre Reise hin zu neuem Mut in beeindruckender Weise gestaltet.
Je mehr wir lesen und recherchieren, desto größer wird alles. Auch mein Dilemma
wächstwuchert. Wie kann ich den Kindern Zuversicht vermitteln? Wie sie motivieren, aktiv zu bleiben – wenn es so große, scheinbar unlösbare Krisen sind?(Ohne Seitenzählung)
In diesem Buch erwartet Euch keine klassisch erzählte Geschichte, sondern eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Klimawandel. Dazu taucht Lena Hällmayer tief in ihre eigenen Emotionen ein, beschreibt Erlebnisse – vor allem im Umgang mit Kindern – und gestaltet all dies in Text und Bild. Ihre Authentizität und ihr Mut, so offen die eigenen Gefühle zu schildern, sind die Stärken dieser Graphic Novel.
Dabei beschönigt Hällmayer nichts, sind ihre Gedanken doch viel zu oft ambivalent. Instrumentalisiert sie die Kinder in ihren Illustrationskursen vielleicht nur für ihre eigenen Ängste? Was nützt es, auf Veränderungen im Kleinen, Privaten hinzuarbeiten, wenn im Grunde große, strukturelle Veränderungen erfolgen müssten?
Dennoch will sie nicht in Verzweiflung ertrinken. Sie fragt sich: Was gibt Hoffnung? Was macht Mut? Muss es immer der große Hebel sein, den ich bewegen muss?
Nach und nach verändert sie ihr Verhalten und zeigt, was sie selbst tut, um nachhaltiger zu leben, verweist aber auch auf Freund:innen und andere, die andere Lösungsansätze verfolgen, die nicht weniger wichtig sind.
Lena Hällmayer plädiert dafür, zu tun, was einem möglich ist und mutig voranzuschreiten. Auf diese Weise lassen sich andere motivieren und mit „Wandelmut” anstecken.
Sie weiß: Gesellschaftlicher Wandel erfolgt langsam. Aber wenn wir uns mit anderen Menschen zusammentun, die sich ebenfalls für Nachhaltigkeit einsetzen und für ein nachhaltiges, klimabewusstes Leben kämpfen, verändert sich nach und nach auch das gesellschaftliche Bewusstsein.
Wie solche Veränderungsprozesse ablaufen, hat die Geschichte in anderen Bereichen immer wieder gezeigt.
Sie kennt diese Prozesse sogar persönlich, denn sie hatte das Glück, in einer Familie aufzuwachsen, in der solche Werte vermittelt und weitergegeben wurden.
Lena Hällmayers Gestaltung ist ausdrucksstark und in ihrer Vielfalt großartig. Ihre Illustrationen ergänzen den Text und setzen ihn fort. Sie nutzt unterschiedliche Techniken, Stile und Schriften. Mal zeichnet sie einen kurzen Comicstrip, mal visualisiert sie Erzähltes, mal stehen die Zeichnungen für sich. Überall begegnen uns Handschriften. Doch in allem spüren wir ihre Gefühle – ihre Wut, ihre Ohnmacht, ihren Zweifel, ihre Hoffnung, ihre Lebendigkeit und ihre Freude.
Leseempfehlung
- Für alle, die mit Kindern leben und/oder arbeiten.
- Für alle, die mit ihren Gefühlen zur Klimakrise nicht allein sein wollen.
- Für alle, die etwas verändern wollen.
- Zum Selberlesen ab etwa 14 Jahren.
- Aber auch mit jüngeren Kindern könnt Ihr Teile daraus angucken und vorlesen, zum Gesprächsanlass nehmen und/oder als Ideenpool für Euren Alltag und Eure pädagogische oder erzieherische Arbeit verwenden.
- Für alle Bibliotheken und Schulen.
(Heinke Ubben, 22.12.2024)
Vorgestellt wurde:
Klimaangst und Wandelmut
Lena Hällmayer
Jaja Verlag: Berlin 2024
ISBN: 978-3-948904-60-9
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