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Cover des Jugendbuchs "Liga Lexis. Nachtschwarze Worte", geschrieben von Mo Enders

Geheimnisvolle Buchwelten

Hast du schon einmal davon geträumt, durch die Welt deines Lieblingsbuchs zu wandern? In „Liga Lexis – Nachtschwarze Worte” von Mo Enders ist das möglich! Das Buch ist der großartige Auftakt einer Fantasy-Trilogie voller Abenteuer, Geheimnisse und überraschender Wendungen.

Im Mittelpunkt steht die 16-jährige Annie, deren Leben sich schlagartig ändert, als sie erfährt, dass sie eine „Migra” ist. So heißen die Wesen in „Liga Lexis”, die halb Mensch und halb Buchfigur sind. Diese besondere Fähigkeit ermöglicht es ihr, in Buchwelten zu reisen. Doch diese Buchwelten stehen Kopf: Die Figuren kämpfen mit ihrer schwindenden Popularität und mysteriöse Vorfälle gefährden das Gleichgewicht.

Inhaltsverzeichnis

Worum geht es?

Als Annie eines Tages von der Schule nach Hause kommt, sitzen zwei Männer bei ihrer Adoptivmutter am Küchentisch. Begeistert erzählen sie ihr, dass Annie eine Migra ist. Selten haben sie bei jemandem so viel „Idea”, wie die Lebenskraft der Migras genannt wird, gespürt wie bei ihr.

„Du bist jedenfalls die Älteste, die je lebend gefunden wurde”, sagte er sanft. „Und somit zumindest für mich ein gottverdammtes Wunder.”
Na bravo. Dann war ich nicht nur ein gewöhnlicher Freak, sondern auch noch ein Freak, der anders war als die anderen Freaks. Jackpot.

(S. 32f.)

Dass sie anders ist als ihre Mitschüler:innen und ohne Bücher im wahrsten Sinne des Wortes nicht leben kann, hat Annie schon immer gespürt. So folgt sie ihnen mit dem Einverständnis ihrer Adoptivmutter auf die Akademie „Bookford Manor”, ein Internat an der irischen Küste, in dem Migras ausgebildet werden.

Doch auch in Bookford Manor ist sie zunächst eine Außenseiterin. Normalerweise werden Migras von klein auf in speziellen Einrichtungen unterrichtet. Dass Annie so lange unentdeckt geblieben ist und in der menschlichen Welt überlebt hat, ist außergewöhnlich – und weckt das Misstrauen vieler mächtiger Migras. Zum Glück findet sie in ihren Mitschüler:innen Mac und Fitz rasch Freund:innen und Verbündete.

Um Annie im Auge zu behalten, wird ihr Caspian de Vries zur Seite gestellt. Er stammt aus einer einflussreichen Migra-Familie und gilt als Vorzeigeschüler der Akademie. Doch Caspian ist ebenso gut aussehend wie unausstehlich. Zufällig belauscht Annie ein Gespräch, aus dem hervorgeht, dass er sie heimlich beobachten soll. Das führt zu Spannungen zwischen den beiden.

Im Unterricht erfährt Annie mehr über die geheimnisvollen Buchwelten und die Portale, die den Zugang zu ihnen ermöglichen. Diese stehen unter strenger Bewachung und dürfen nur mit Erlaubnis betreten werden.

Seit ihrer Kindheit besitzt Annie ein besonderes Buch mit dem Namen „Silberkorn”, das sie von ihrer Mutter bekommen hat. Es ist vergriffen und es scheint kein zweites Exemplar auf der Welt zu geben. Für Annie hatte „Silberkorn” schon immer eine magische Bedeutung. Sie hat es so oft gelesen, dass sie es auswendig kennt.
Für ihre erste Reise in die Welt der Bücher überredet sie Caspian daher, „Silberkorn” als Ziel zu wählen und nicht einen bekannten Bestseller. Caspian zögert zunächst, denn je bekannter und erfolgreicher die Bücher sind, desto sicherer ist die Reise. Doch dann lässt er sich überzeugen.

Und so tauchen Annie und Caspian in die Welt ihres Lieblingsbuchs ein. Doch nichts ist wie erwartet: Die Figuren verhalten sich anders als beschrieben und auch die Umgebung passt nicht zum Text. Zu allem Überfluss verschwindet Caspian nach ihrer Rückkehr – zusammen mit Annies Buch.

Ist er etwa allein nach „Silberkorn” gereist? Aber wie soll dann jemand zu ihm kommen? Ohne ein weiteres Exemplar ist das unmöglich …

Gemeinsam mit Mac und Fitz schmiedet Annie einen Plan, um Caspian zu retten. Ihre Reise führt sie an Orte, die noch nie eine Migra betreten hat. Dabei erfährt Annie nicht nur mehr über ihre eigene Herkunft, sondern auch über die Gefahren und Geheimnisse der Buchwelten. Toll fand ich, dass sie dabei auf verschiedene literarische Figuren trifft, zum Beispiel auf Glöckchen aus „Peter Pan” oder Bella und Edward aus „Twilight”.

Mo Enders verbindet in ihrem Roman spannende Abenteuer mit originellen Ideen: Die Vorstellung, dass Buchwelten ihre Energie aus ihrer Popularität beziehen und die Figuren unter den Veränderungen ihrer Geschichten leiden, hat mich fasziniert. Gleichzeitig sorgt die Beziehung zwischen Annie und Caspian für emotionale Spannung. Ihre anfängliche Feindseligkeit entwickelt sich langsam zu einer zarten Liebesgeschichte, die die Handlung jedoch nicht dominiert.
Vor allem am Anfang ging mir die Erzählung manchmal zu schnell. Nicht alle Zeitsprünge waren sofort nachvollziehbar, aber die Handlung war immer temporeich, spannend und ohne Längen.

Wem empfehle ich dieses Buch?

„Liga Lexis – Nachtschwarze Worte” ist eine magische Geschichte voller Abenteuer und Herz für Jugendliche ab 13 Jahren. Sie ist eine Hommage an Bücher und gespickt mit popkulturellen und literarischen Anspielungen aus Büchern wie „Momo”, „Sherlock Holmes”, „Narnia”, der „Edelstein-Trilogie”, „Der geheime Garten” und vielen anderen mehr.
Eine tolle Geschichte für alle, die Bücher lieben und in Buchwelten mit jugendlichen Protagonist:innen eintauchen möchten. Wer Bücher wie „Die Tintenwelt” oder „Die Seiten der Welt” mag, wird auch den Auftakt dieser vielversprechenden Trilogie lieben!

(Heinke Ubben, 31. Januar 2025)

Rezensiert wurde:

Mo Enders
Liga Lexis – Nachtschwarze Worte
Fischer Sauerländer
Frankfurt a.M. 2024
ISBN: 978-3-7373-7260-2

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