[Rezension]
Als ich las, dass Silke Schlichtmanns neuer Roman „Mein merkwürdig schöner Sommer mit Luna” in Cuxhaven spielt, war ich sofort Feuer und Flamme! Schließlich bin ich selbst in dieser wunderschönen Nordseestadt aufgewachsen und kenne jeden Winkel – vom Wernerwald in Sahlenburg bis zur Kugelbake. Dass das Buch dann auch noch zum „Kinderbuch des Monats” der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur gekürt wurde, machte mich nur noch neugieriger. Und nach der Lektüre kann ich sagen: Silke Schlichtmann hat nicht nur meine Heimatstadt perfekt eingefangen, sondern auch eine Geschichte geschrieben, die gleichermaßen warmherzig, spannend und tiefgründig ist.
Inhaltsverzeichnis
- Worum geht es?
- Was macht „Mein merkwürdig schöner Sommer mit Luna” besonders?
- Wem empfehle ich dieses Buch?
- Weiterführende Links
- Rezensiert wurde
Worum geht es?
Skat trägt einen Namen, der wie ein ungewöhnliches Versprechen klingt. Und tatsächlich beginnen seine Ferien wie ein schlecht gemischtes Kartenspiel. Sein bester Freund Jeppe ist vor kurzem weggezogen. Dann hat Papa diese bescheuerte Idee mit dem Kitesurfkurs, den Skat auf keinen Fall machen möchte. Und schließlich geht’s auch noch ohne Mama in den Nordseeurlaub! Aber ändern lässt sich das nicht. Und so fügt sich Skat in sein Schicksal.
Und ich? Ich wusste, dass ich meinen Koffer jetzt wirklich packen musste. Für einen Urlaub nur zu dritt – Papa, die Nervensäge und ich. War ja klar, wie es in dieser Kombi die nächsten Tage laufen würde. Dachte ich. Und hatte mich noch niemals so geirrt.
(S. 12)
Denn im Zug nach Cuxhaven trifft Skat auf Luna, ein Mädchen, das so ganz anders ist als er selbst. Sie ist von zu Hause abgehauen und sucht ihren „echten” Vater. Skat, der normalerweise jeden Schritt dreimal durchdenkt, hört sich plötzlich versprechen, ihr zu helfen. Und auf einmal steckt der eigentlich so besonnene Junge mittendrin im aufregendsten Sommer seines Lebens.
Was folgt, ist eine turbulente Mischung aus Detektivgeschichte, Familiendrama und Coming-of-Age-Roman: Skat muss seinen Vater anschwindeln und den Kitesurfkurs schwänzen, fremde Leute ausfragen und immer wieder Luna bremsen, die oft kopflos handelt.
Was macht „Mein merkwürdig schöner Sommer mit Luna” besonders?
Wenn Gegensätze sich anziehen
Das Herzstück des Romans ist die Freundschaft zwischen Skat und Luna: zwei Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Skat ist nachdenklich und vorsichtig, Luna hingegen impulsiv und draufgängerisch. Die Dynamik zwischen den beiden ist wunderbar authentisch und vielschichtig. Immer wieder muss Skat Luna zurückhalten, wenn sie zu impulsiv wird. Gleichzeitig imponiert ihm aber auch ihre Entschlossenheit. Und Luna? Sie profitiert von Skats Besonnenheit und zeigt ihm, dass man manchmal Risiken eingehen muss.
Familiengeheimnisse am Meer
Die Suche nach Lunas biologischem Vater führt die beiden durch das sommerliche Cuxhaven, das Silke Schlichtmann als maritime Kulisse großartig gestaltet. Wie Ebbe und Flut sind auch die Emotionen der Figuren ständig in Bewegung.
Besonders gelungen finde ich, wie die Silke Schlichtmann das schwierige Thema der Identitätsfindung behandelt. Sie vereinfacht nichts, überfordert ihre jungen Leser:innen aber auch nie. Lunas Wunsch, ihren „echten” Vater zu finden, wird genauso ernst genommen wie die Liebe und Sorge ihrer Mutter.
Eine Sprache wie Meeresrauschen
„Mein merkwürdig schöner Sommer mit Luna” wird durch Skats Ich-Perspektive wunderbar authentisch. Skat ist witzig und selbstironisch, klar und direkt, dabei aber nie simpel.
Auch die Dialoge sprühen vor Leben. Man hört förmlich, wie Luna und Skat miteinander sprechen, wie sie sich necken, streiten und wieder versöhnen.
Verena Körtings schwarz-weiße Illustrationen ergänzen den Text perfekt. Sie fangen die Stimmungen der Geschichte ein und geben den Charakteren zusätzliche Tiefe, ohne aufdringlich zu sein.
Ein Sommer, der nachhallt
Silke Schlichtmann erzählt eine Geschichte, die gleichzeitig leicht und schwer ist: leicht zu lesen, aber schwer zu vergessen. Ein Roman, der zeigt, dass die besten Sommer oft die sind, die ganz anders verlaufen als geplant. Denn manchmal bedeutet Freundschaft, gemeinsam durch Stürme zu navigieren, und Familie mehr als Blutsverwandtschaft.
Wem empfehle ich dieses Buch?
„Mein merkwürdig schöner Sommer mit Luna” ist ein warmherziger Roman. Der Verlag empfiehlt es ab 9 Jahren. Ich würde es eher Kindern ab 10 oder 11 Jahren in die Hand geben. Die Geschichte eignet sich als unterhaltsame (Ferien-)Lektüre ebenso wie als Klassenlektüre.
Fans von Autor:innen wie Kirsten Boie oder Andreas Steinhöfel werden in Silke Schlichtmann eine verwandte Stimme finden, denn sie traut ihren jungen Leser:innen zu, auch über die großen Fragen des Lebens nachzudenken.
Für Erwachsene, die gemeinsam mit Kindern lesen oder in der Literaturvermittlung arbeiten, bietet der Roman zahlreiche Gesprächsanlässe über Familie, Freundschaft und Identität.
Weiterführende Links
⭐️ Autorin Silke Schlichtmann: Homepage der Autorin
⭐️ Verlagsseite zum Buch: „Mein merkwürdig schöner Sommer mit Luna” bei Hanser
⭐️ Auf diesem Blog findet ihr außerdem meine Rezension zu „Lesen ist doof” von Silke Schlichtmann.
(Heinke Ubben, 18.9.2025)
Rezensiert wurde
Mein merkwürdig schöner Sommer mit Luna
Silke Schlichtmann
Illustration: Verena Körting
Hanser Verlag: München 2025
ISBN: 978-3-446-28257-5
Schreibe einen Kommentar