Digitales Bücherregal mit einer Auswahl von Kinder- und Jugendbüchern von 1950 bis heute

Krümel liebt Bücher

Ein Blog zur Kinder- und Jugendliteratur



Cover der Graphic Novel "Murr" von Josephine Mark

„Murr“ von Josephine Mark

Auch in Josephine Marks Graphic Novel „Murr” ist der Tod allgegenwärtig – allerdings auf ganz andere Weise als in der vorangegangenen Rezension. Diese Graphic Novel ist eine ebenso unterhaltsame wie tiefsinnige Westernparodie, die sich mit schwarzem Humor und emotionaler Tiefe mit der Sterblichkeit auseinandersetzt.

Der Titelheld Murr, ein durch und durch unsympathischer Bandit, wird durch die Begegnung mit dem Tod aus seinem bisher skrupellosen Leben gerissen. Die Leipziger Künstlerin verbindet dabei gekonnt Witz, Gesellschaftskritik und Emotion.

Ein großartiger Comic von einer großartigen Künstlerin!

Inhaltsverzeichnis

Worum geht es?

Murr ist alles andere als ein Held: Schon als Kind ein Tyrann, wird seine Berufung zum Banditen früh deutlich. Sein Leben voller Schießereien, Falschspiel und Verbrechen nimmt jedoch eine unerwartete Wendung, als er am Galgen dem Tod begegnet.

Statt sein Ende zu akzeptieren, handelt er mit dem Sensenmann: Er darf weiterleben, muss sich aber einer neuen Herausforderung stellen – der Liebe. Das ist urkomisch und bringt Murrs Weltbild ins Wanken.

Das Besondere an dieser Graphic Novel

Das Spiel mit der Todessymbolik

Mark gelingt es, die ernste Thematik des Todes mit einer Leichtigkeit zu behandeln, die zum Nachdenken anregt. Schwarzer Humor zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählung und sorgt dafür, dass die Untertöne nie zu schwer werden.

Der Tod erscheint als Personifikation, die Murr auf Schritt und Tritt begleitet. Die ständige Präsenz des Todes erinnert Murr an die Zerbrechlichkeit des Lebens und konfrontiert ihn mit seiner eigenen Sterblichkeit.

Der Galgen, an dem Murr beinahe stirbt, markiert dabei nicht nur den Übergang zwischen Leben und Tod, sondern auch den Beginn seiner inneren Wandlung. Wie zufällig sein Überleben ist, symbolisiert der reißende Strick.

Gesellschaftliche Relevanz

Wie viele andere Werke, die sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen, lädt auch „Murr” dazu ein, über die gesellschaftliche Verdrängung des Todes nachzudenken.

Dabei geht es um ganz existenzielle Fragen: Was bedeutet Leben? Kann sich ein Mensch durch die Konfrontation mit seiner eigenen Sterblichkeit ändern?

In unserer Kultur wird der Tod oft tabuisiert. „Murr” erinnert uns daran, dass Sterben ein integraler Bestandteil des Lebens ist.

Josephine Marks persönliche Erfahrungen mit Krankheit und Abschied fließen spürbar in ihre Arbeit ein. Sie verleihen dieser Graphic Novel, wie auch ihrem späteren „Trip mit Tropf”, eine ganz persönliche Note.

Cartoonhafter, minimalistischer Zeichenstil

Ein besonderes Highlight von „Murr” ist der visuelle Stil. Josephine Mark kombiniert einen reduzierten, cartoonhaften Zeichenstil mit einer starken Ausdruckskraft. Die Figuren sind stilisiert – mit überzeichneten Gesichtszügen und Gesten –, was perfekt zu der absurden und humorvollen Erzählweise passt. Gleichzeitig gelingt es ihr, Emotionen eindringlich darzustellen: Von Murrs grimmiger Arroganz bis hin zu seiner inneren Zerrissenheit wird alles eingefangen.

Die Farben sind warm und erdig, was das Western-Setting unterstreicht und eine gewisse Melancholie vermittelt. Besonders hervorzuheben sind die dynamischen Action-Szenen, die trotz des minimalistischen Stils lebendig und kraftvoll sind.

Wem empfehle ich diesen Comic?

Ein Muss für Fans aller Altersklassen, die skurrile Geschichten mit Tiefgang lieben, sowie für Liebhaber:innen außergewöhnlicher Illustrationen!

(Heinke Ubben, 17.4.2025)

Rezensiert wurde:
Josephine Mark
Murr
Kibitz: Hamburg 2024
ISBN: 978-3-948690-34-2

Diesen Beitrag teilen bei …

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert